Die Vorherrschaft des Autos beenden
 
 
Global denken - lokal handeln
 
Editorial  
               
 
28.2.2017

Mord mit dem Auto – Das bigotte Urteil

von Frank Mankyboddle

Lebenslänglich für zwei Autoraser in Berlin!
Was auch bei mir, der ich als Nicht-Autofahrer jeden Tag den Autoirrsinn erleide, für einen kurzen Augenblick, reflexhaft, Anerkennung  auslöste, das entlarvt sich, auf den zweiten Blick, als ein bigottes Urteil einer selbstgerechten Gesellschaft, die sich, egal was sie tut, immer auf der richtigen Seite wähnt, wie alle konservativen Gesellschaften. Es ist genauso verlogen, als würden sich die Drogenkartelle anerkennend über die Todesurteile gegen ihre Dealer auf der Straße äußern.

Zwei Milliarden Euro im Jahr wenden die PS-Dealer jedes Jahr allein dafür auf, um für ihre Drogen zu werben, die immer härter werden. Und ihre Nebenwirkungen haben schon längst Leib, Seele und Geist, nicht nur der Konsumenten, sondern der ganzen Gesellschaft zerrüttet. Die Droge Auto hat große Teile unserer Städte bis zur Unkenntlichkeit verödet, oft mehr als der letzte Krieg es getan hat und vor allem tut sie es ohne Unterlass. Der Krieg fand ein, wenn auch traumatisches, Ende, die Zerstörung durch das Auto schreitet seit Jahrzehnten voran und es ist kein Ende in Sicht.

Je mehr über Klimawandel, Ressourcenvernichtung und Umweltschutz geredet wird, desto größer werden die Autos. Große Teile, vor allem der männlichen Gesellschaft, huldigen einem martialischen PS-Kult in Bild und Ton. Wenn die sexuelle Potenz längst versiegt ist, können Pensionäre wenigstens noch reichlich Schub von der Potenz ihrer Motoren bekommen. Trotz aller Lippenbekenntnisse zur „Nachhaltigkeit“ erzielen die Konzerne nur Profite mit dem was für uns alle am schädlichsten ist. Und unsere Regierung? Tut nichts, um diesen tödlichen Kult zu beenden, der jedes Jahr, allein in Deutschland, mehr als 3000 Menschen tötet und die Städte in großen Bereichen zu hässlichen und lebensfeindlichen Orten macht. Weltweit sind es sogar über eine Million Todesopfer.

Nun, die Milliarden für die Werbung haben ihre gewünschte Wirkung erzielt. Junge Männer wollen den PS-Spass, den ihnen alte PS-Säcke bescheren, dann auch gerne mal ausleben. Wofür bezahlt man schließlich das ganze Geld, wenn man die ansonsten sinnlosen PS nicht zu spüren bekommt? Und während, unter viel Applaus, ein paar junge hohlköpfige Todesraser nun viel Zeit haben werden, um über ihre Dummheit nachzudenken, wird die deutsche Automafia weiter vor ihren Potenzschlitten posieren, die Profite einstreichen und von denen bejubelt werden, die ihre Profite bezahlen.