Die Vorherrschaft des Autos beenden
 
 
Global denken - lokal handeln
 
Editorial  
               
 

24.7.2008
Der Tanz um's eiserne Kalb, oder: Wer zu spät kommt den bestraft die Zapfsäule
von Frank Mankyboddle

Fahrradwege Pro- und Kontra. City-Maut. Verkehrsberuhigung. Parkplätze. Kontroverse Themen die in Deutschland nicht nur kontrovers diskutiert werden, sondern viel zu oft auch rüde und brutal.

Kurioserweise ist die rüde Kritik aus den "eigenen Reihen" oft genau so ernüchternd wie die Pöbeleien von Automachos aus ihren gepanzerten Sofas. Kein gutes Haar an den Mitstreitern lassen nur weil sie, jedenfalls von außen betrachtet, in Details anderer Meinung sind.

CARambolagen wird sich an derartiger Unkultur nicht beteiligen! Radfahrer und Fußgänger sind (im Verkehr) die Schwächeren doch müssen sie deshalb nicht die Dümmeren sein und sich auf das Niveau derer Begeben die sie seit Jahrzehnten immer mehr an den Rand gedrängt haben.

Eigentlich ist Mitleid angesagt für die die sich krampfhaft an einen nicht-nachhaltigen Lebensstil klammern und dabei gar nicht bemerken dass sie damit viel verlieren. Die vermeintliche "Freiheit" die das Auto für viele darstellt ist allzuoft mehr gefühlt als real. Und was ist eine Freiheit wert die die Freiheit anderer einschränkt? Und was eine Freiheit, die jede Ratenzahlung für dieses Spielzeug zum Alptraum macht? Oder die Freiheit jeden Tag vier Stunden von und zur Arbeit zu pendeln?

Die Zeit der automobilen Selbstverständlichkeiten ist vorbei. Die Frage ist nur ob man gestalten will oder gestaltet werden will. Wer die Verkehrswende als Chance und Vorbote einer besseren Zeit sieht hat viel zu gewinnen. Wer zu spät kommt den bestraft das Leben und die Zapfsäule.

Für CARambolisten ist 2008 das Jahr der guten Nachrichten, weil Spritpreis und Lebensmittelverteuerung das erreichen was gute Argumente zuvor verfehlten. Es hätte nicht so kommen müssen, wären die Warnungen und Mahnungen der letzten Jahrzehnte nicht mehr belächelt als beachtet worden. Stattdessen ist jetzt die Stunde der Hysteriker und Panikmacher. Alte, noch unbrauchbarere und unbeherrschbarere Technologien, sollen die Defizite der Vergangenheit wettmachen. Immer nach dem Motto: "Weiter so! Big is beautiful!" Kraftwerke müssen groß sein, genau wie Autos und ihre Straßen. Platz muß nicht genossen und erlebt, sondern verbraucht, Kilometer "abgerissen" werden. Zum Wochenende "heidewitzka" 800km zum Skifahren hin und 800km wieder zurück. Wider alles besseres Wissen.

Blut fließt weiter für Öl, obwohl sich die Deutschen geradezu als Ober-Pazifisten gerieren. Aber beim Auto hört das Mitgefühl auf. Der Pazifismus war ja eh nur Desinteresse, im Endeffekt das Desinteresse an der Zukunft der eigenen Kinder und Enkel. "Der Tanz um's eiserne Kalb" geht weiter bis eine satte Mehrheit merkt dass es so nicht weiter geht. Hoffen wir dass das nicht mehr allzulange dauert.