Sehr geehrte
Damen und Herren,
New York klotzt,
Berlin frickelt. Der Times Square wird zur autofreien
Zone und die Kastanienallee zum verrümpelten Parkplatz
mit "Angebotsstreifen" (Fahrrad-Alibi-Streifen),
der Fußgänger noch mehr marginalisiert als
bisher. Und das in der beliebtesten und international
bekannten Flaniermeile des Bezirks Pankow.
CARambolagen,
BI Kastanienallee, AnliegerInitiative Marthashof (AIM),
Bürgerinitiative Oderberger Straße (BIOS),
Initiative Hirschhof, Bürgerverein Gleimviertel
e.V., Bürgersteig e.V. - allesamt Mitglieder des
BürgerInitiativenNetzwerks Berlin (BIN) - lehnen
die Pläne des Bezirks/Senats zum Umbau der Kastanienallee
weiterhin ab! Mitglieder der BI Kastanienallee haben
deshalb jetzt juristische Schritte eingeleitet um den
Umbau nach diesen Plänen zu stoppen.
In das sogenannte
"Beteiligungsverfahren" hatten wir einen detaillierten
und sachkundigen Alternativ-Planungsvorschlag eingebracht.
Dessen letzte Fassung war das Resultat einer Reihe von
Bearbeitungsschritten, die Zeugnis unserer Kompromiss-
und Kooperationsbereitschaft sind. Allerdings wurden
in diesem Beteiligungsverfahren Einwände und Anregungen
von Stadtrat Kirchner bürokratisch erledigt und
abgehakt, sodass die "Erörterungsveranstaltung"
zur Farce geriet. Absurde einzelne Forderungen (Straßenbahn
UNTER der Fahrbahn) wurden mit vielfach gewünschten
vernünftigen Forderungen (z.B. Fahrradbügel
in den Straßenraum) gleichgestellt. Die berechtigten
Sorgen von Eltern um die Sicherheit ihrer Schulkinder
wurden de facto instrumentalisiert, indem einzig die
Forderung nach einer Bedarfsampel und Tempo 30 als umsetzbar
befunden wurde. Unser Versuch, Senat, Bezirk und Bürgerinitiativen
an einen Tisch zu bringen, wurde vom Bezirk halbherzig
aufgegriffen und vom Senat bürokratisch vom Tisch
gefegt. Der Bezirk versteckt sich nun hinter den Vorgaben
des Senats.
Resultat dieser Kompromisslosigkeit von Senat und Bezirk
ist eine ästhetische Katastrophe von epischer Spießigkeit
und planerischer Kurzsichtigkeit.
Der CARambolagen-Entwurf
wird, im Gegensatz zur Bezirksplanung, von einem großen
Teil der Bürger und Gewerbetreibenden sehr positiv
bewertet. Bei einer Umsetzung unserer Planung entsteht
für keinen der diversen motorisierten und nicht-motorisierten
Nutzer irgendein Nachteil. Genauso wenig für den
ÖPNV, da die Kastanienallee das Ziel und nicht
bloßer Transit für die Fahrgäste ist.
Die Bezirksplanung
dagegen verunstaltet die Straße und zementiert
auf Jahrzehnte ein veraltetes Konzept der NICHT gleichberechtigten
Straßennutzung. Obendrein erfüllt sie in
keiner Weise die Vorgaben des "Städtebaulichen
Denkmalschutzes", obwohl die Sanierung der Straße
mit dessen Fördermitteln bestritten werden soll.
Auf dem für die FahrradfahrerInnen vorgesehenen
"Angebotsstreifen" dürfen KFZ halten.
Deshalb haben sie sich in Geschäftsstraßen
mit hohem Haltebedarf als völliger Fehlschlag erwiesen.
In der Kastanienallee entstehen durch die Schienen für
Fahrradfahrer zusätzlich erhebliche Gefahren beim
erzwungenen Ausweichen. Zudem geht die vom Bezirk geplante
Nutzungsverdichtung für den Gehwegbereich zu Lasten
des Aufenthaltswertes der Kastanienallee.
CARambolagen
sieht das OPTIONALE Radfahren zwischen den Schienen,
wie es jetzt existiert, als Errungenschaft einer größeren
Gleichberechtigung zwischen den Verkehrsteilnehmern.
Diese Gleichberechtigung könnte der Bezirk, mit
seinem dogmatischen Beharren auf einem "Angebotsstreifen",
nur dadurch gleichwetig ersetzen, indem auf Parkplätze
(abgesehen von Ladezonen) verzichtet würde und
der entstehende Freiraum AUSSCHLIESSLICH den FahrradfahrerInnen
zur Verfügung gestellt würde. Da dies aber
weder politisch noch von den Anwohnern mehrheitlich
gewollt ist, bleibt ein "Angebotsstreifen"
als potentiell lebensgefährliche Falle für
Radfahrer.
Die letzten
in der herrschenden Hackordung sind die Fußgänger,
die in Berlin auch mit Abstand die meisten Verkehrstoten
zu beklagen haben. In der Kastanienallee wird deren
Raum verengt statt erweitert. Eine Entscheidung mit
hohem Vergangenheitswert, die urbanes Potential verschenkt
und einer international bekannten Flaniermeile den Bürostempel
aufdrückt. Innovation sieht anders aus!
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